Welche Räume sich in der neuen Nutzung für welchen Zweck eignen und wie sie untereinander vernetzt werden können, sind zentrale Fragen bei einer Nachnutzung. Dabei lohnt ein Blick auf die vergangene Nutzung, denn die Architektur der Klöster war meist auf den Tagesablauf der Ordensgemeinschaften und auf die sozialen und pastoralen Werke des Ordens ausgerichtet. Und Klöster haben viele Gemeinsamkeiten – ganz gleich, wo sie stehen und zu welcher Ordensgemeinschaft sie gehören.

Die idealtypische Klosteranlage existiert dennoch nur auf dem Papier: auf dem Klosterplan von St. Gallen. Dieser Plan aus dem 9. Jahrhundert enthält den Aufbau und den Grundriss eines idealtypischen mittelalterlichen Benediktinerklosters. Neben den sakralen Bauten umfasst der Plan 55 Gebäudetypen mit rund 350 Beschreibungen zur jeweiligen Funktion. Dieses berühmte Kloster hat es so zwar nie gegeben (wenngleich es seit 2013 auf dem Campus Galli am Bodensee originalgetreu errichtet wird). Aber viele der Darstellungen auf dem Plan sind auf realisierte Klöster übertragbar.

So werden Nachnutzer verschiedener Klöster in der Regel eine ähnliche Raumaufteilung vorfinden. Der rechteckige Klosterhof stellt meist den Mittelpunkt der Anlage dar und ist umgeben von einem Kreuzgang – einem überdachten Bogengang. Er dient dem Zugang zu den Kloster- oder Konventsgebäuden und lässt die Bewohnerinnen und Bewohner trockenen Fußes von A nach B gelangen. An den Klosterhof schließt sich für gewöhnlich die Klosterkirche an, die die übrigen Gebäude überragt und das geistige und geistliche Zentrum der Anlage bildet. Neben der Kirche gibt es meist eine oder mehrere Kapellen.

Im Hauptgebäude befindet sich das Refektorium, also der große Speisesaal, in dem die Ordensgemeinschaft ihre gemeinsamen Mahlzeiten einnimmt. Früher schlief man im Hauptgebäude in sogenannten Dormitorien (Schlafsälen), die heute in der Regel bereits aber Einzelzimmern (Zellen) mit eigenem Bad gewichen sind, was die Umnutzung erleichtern kann. Das Hauptgebäude beherbergt außerdem unter anderem eine Schreibstube, Vorratskeller, Kleiderkammern und die Küche. Von großer Bedeutung ist auch der Kapitelsaal, also der Versammlungsraum der Ordensgemeinschaft, in dem wichtige Entscheidungen beraten und getroffen werden. Im Infirmarium (Krankenstation) werden kranke und pflegebedürftige Ordensmitglieder gepflegt. Einzelne Räume des Infirmariums können zur Kapelle geöffnet sein, um bettlägerigen Ordensmitgliedern die Teilnahme an Gebeten oder Messen zu ermöglichen. Daneben beherbergt das Hauptgebäude zahlreiche Wirtschaftsräume. All diese Räumlichkeiten bilden gemeinsam die sogenannte Klausur, die nur den Ordensmitgliedern zugänglich ist.

Klöster waren früher völlig autarke Wirtschaftseinheiten. Daher gehören zu einem Kloster neben umfangreichen land- und forstwirtschaftlichen Flächen zahlreiche Neben- und Wirtschaftsgebäude. Neben landwirtschaftlichen Gebäuden findet sich vielleicht eine Schmiede, eine Metzgerei, eine Tischlerei und häufig auch ein Laden. Klöster sind außerdem bekannt für ihre uralten Kräuter- und Heilpflanzengärten. Einige dieser Gärten stehen selbst unter Denkmalschutz. In manchen Klöstern sind auch umfangreiche Räumlichkeiten für künstlerische Aktivitäten vorhanden. Dazu kommen die Gebäude, die die Klöster für die Umsetzung ihres Sendungsauftrags nutzten: wie etwa Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Altenheime oder Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Diese werden auch Werke oder Einrichtungen genannt.

Das Hauptgebäude ist von großzügigen Gängen durchzogen, die in ihrer Form als repräsentativ angesehen wurden und so breit angelegt sind, dass darin feierliche Prozessionen des Konvents möglich waren. Ein großer Teil der Fläche hat also auf den ersten Blick für Nachnutzer nach heutigen Standards keinen großen Nutzen und erzeugt hohe Betriebs-, Reinigungs- und Instandhaltungskosten. Auch die hohen Decken führen zu hohen Betriebskosten. Da die Wege zwischen den einzelnen Räumen und Gebäudeteilen meist recht lang sind, werden bestimmte Nutzungen erschwert. Für ein Pflegeheim etwa, wo die Beschäftigten viel zwischen den Zimmern unterwegs sind, können die Distanzen zu groß sein.

Welches Vorgehen bietet sich an?

  • Sprechen Sie mit der Ordensgemeinschaft, um mehr darüber zu erfahren, welche Räume es gibt und welche Bestimmung sie haben bzw. früher hatten. Falls nicht vorhanden, erstellen Sie hierfür ein Raumbuch, das die Beschaffenheit, Möblierung und die frühere Nutzung der jeweiligen Räume enthält. Auf dieser Grundlage können Sie für jede klösterliche Raumnutzung eine neue Nutzung entwerfen.
  • Dieses Vorgehen ist auch sehr wertvoll, da der Bestandsschutz mit Blick auf den Brandschutz teilweise erhalten bleiben kann, wenn Sie sich eng an der alten Nutzung orientieren. Beachten Sie gleichzeitig jedoch die Zukunftsfähigkeit Ihrer Planungen. Der Aufwand der Umnutzung ist ohnehin hoch und Ihre Vision sollte nicht allzu stark unter den engen Leitplanken des Bestandsschutzes leiden.
  • Für die Beantragung einer Nutzungsänderungsgenehmigung (auch als Baugenehmigung bezeichnet) bedarf es eines Nutzungskonzepts. Dieses Konzept umfasst einen Plan, in dem die Architektin bzw. der Architekt für jeden Raum eine neue Nutzung festhält. Dabei kann das oben genannte Raumbuch sehr hilfreich sein.
  • Bedenken Sie, dass die hohen und großen Räume, Gänge und Anlagen hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten verursachen. Überlegen Sie also, wie Sie die verschiedenen Räumlichkeiten optimal einsetzen und gegebenenfalls mehrfach nutzen können. Wäre es beispielsweise denkbar, die Wandflächen der langen und breiten Gänge für Ausstellungszwecke zu verwenden? Können bei hohen Wohn- oder Gewerberäumen Galerien eingezogen werden, um die Fläche zu vergrößern? Kann eine Großküche, die vielleicht für mehrere Hundert Personen ausgelegt war, für gastronomische Zwecke geöffnet werden?
  • Der Aufbau eines Klosters folgt zwar normalerweise bestimmten Regeln. Jedoch wirken Häuser dieser Dimension für Menschen, die mit dem Gebäude nicht vertraut sind, auf den ersten Blick oft wie ein Labyrinth. Wird ein Haus nicht nur von Dauerbewohnenden genutzt, bedarf es also einer entsprechenden Erschließung und Beschilderung, damit Gäste sich zurechtfinden können.
  • Kapellen sind für Nachnutzer attraktiv, da sie sich aufgrund ihrer Größe und Raumaufteilung gut für Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen oder gastronomische Konzepte eignen. Je nachdem, was geplant ist, setzt dies jedoch eine Entweihung der Kapelle voraus – bei katholischen Kapellen als Profanierung und bei protestantischen Kapellen als Entwidmung bezeichnet. Fragen Sie als Nachnutzer also bei der Ordensgemeinschaft nach, ob dies für sie denkbar und in ihrem Interesse ist. Möchten Sie als Ordensgemeinschaft eine Kapelle als sakralen Ort erhalten, sprechen Sie dies ebenfalls so früh wie möglich bei den Interessenten an. Auch eine sakrale und zugleich profane Mischnutzung ist denkbar und eine schöne Möglichkeit, um Tradition und Innovation zu verweben. Dazu ist es ratsam, im Vorfeld der Planungen einen Konsens mit den entsprechenden kirchlichen Stellen herbeizuführen.
  • Da die finanziellen und personellen Kosten für eine Umnutzung sehr hoch sind, bietet es sich an, mit dem zu arbeiten, was schon da ist. Denken Sie die vorhandenen Aufteilungen und Strukturen so gut wie möglich mit. Dies erleichtert die Planung des Brandschutzes, die Einhaltung von Denkmalauflagen und die Genehmigung.